Auf erstaunlichem Niveau: Klavierklasse Slama im Gotischen Langhaus Niedernburg
Gemeinhin laufen Vorspiel-Abende von Musikschülern immer gleich ab: Eltern, Omas, Opas und Tanten bilden das notgedrungen dankbar-strapazierte Publikum, um den mehr oder minder gelingenden Musikdarbietungen der hoffnungsvollen Sprösslinge zu lauschen. Wer sich allerdings die Zeit nahm für das Konzert der Klavierklasse des renommierten Passauer Klavierpädagogen und Konzertpianisten Elmar Slama , musste von derlei unangenehmen Gepflogenheiten deutlich Abstand nehmen. Was dabei geboten wurde, war in jeder Hinsicht erfreulich.
Das klug aufgebaute und erkennbar auf Steigerung bedachte Programm bot nämlich interessant ausgewählte Stücke, die von den jungen Klavier- Eleven – von acht bis annähernd 20 Jahren – sicher und versiert vorgetragen wurden, ohne dass auch nur einer überfordert gewesen wäre. Dabei gelangen die Interpretationen – je nach Können mit oder ohne Noten vorgetragen – erstaunlich sicher und überzeugend, mitunter sogar verblüffend persönlich in der Gestaltung, wobei jedes zusätzliche Jahr der Ausbildung buchstäblich "herauszuhören" war. Da die ausgewählten Stücke zudem passgenau auf das jeweilige Können zugeschnitten waren, kam es über den ganzen Verlauf des interessant-unterhaltsamen Programms zu keiner Zeit auch nur im Geringsten zu peinlichen Patzern oder Abbrechungen wie bei derlei Konzerten mitunter durchaus üblich.
Schon die Kleinsten (Christian Luther, Simon Kunz) wussten mit ihren Beiträgen zu gefallen und verstanden es wie ihre älteren Nachfolger, die Werke erstaunlich individuell zu gestalten. Dass das wirkungsvoll aufgebaute Programm natürlich erst im zweiten Teil die absoluten Klassiker und Hits der Klavierliteratur bot, versteht sich von selbst.
So gerieten etwa J. Brahms‘ Intermezzo, op.118/2 (Elena Breinfalk), das von Chiara Andrée reif und rhythmisch dezidiert gestaltete "Scherzo" S.Prokoffiews oder aber das von Xiaoou Luo mit Verve, Energie und elektrisierender Motorik überzeugend auswendig interpretierte Stück "Im Volkston" von A. Chatschaturjan zu erstaunlich reifen Aufführungen. Auch die nachfolgenden pianistischen Leckerbissen wie E. Griegs "Nocturne" op.54/4 (Jennifer Schäfer), die metrisch vertrackte Etüde f-moll von Fr. Chopin (Triolen gegen Quartolen!) von Lena Appel oder der "Trauermarsch" aus der Sonate Nr. 2, op. 35 (später von einer Dixie-Band als Song vom "Hintertupfer Bene" arrangiert) gingen weit über das hinaus, was normalerweise in Vorspiel-Abenden ähnlicher Provenienz geboten wird. Dem insgesamt schon sehr reifen Interpreten Max Do schließlich blieb es vorbehalten, mit dem als Klassiker bekannten "Liebestraum" , op.62/3, von Franz Liszt dem niveauvollen Konzert der Klavierklasse Slama die Krone aufzusetzen.
Die vom neuen Schulleiter des Musischen Gymnasiums Freudenhain, OStD Christian Zitzl, zwischendurch wirkungsvoll eingestreuten kleinen Gedichte und Aphorismen taten ein Übriges, das Programm mit tiefgründig- tiefschürfenden Gedanken und persönlichen Reflexionen aufzulockern und stilvoll zu bereichern.
Alles in allem ein in jeder Hinsicht lohnender Nachmittag, der nicht nur die erfolgreiche klavierpädagogische Arbeit Slamas nachdrücklich belegte, sondern in beeindruckender Weise dokumentierte, was ein Musisches Gymnasium mit konsequenter Arbeit zu leisten imstande ist.Wenn man zudem weiß, dass nach neuesten Forschungen Schüler bei intensiver Befassung mit Musik nachweislich auch in anderen Fächern ihre Erfolge verbessern, ist ein Konzert dieser Art auch in Zukunft bestens geeignet, Eltern wie Schüler in ihrem Engagement für Musik und Instrumental-Unterricht zu bestärken. Resumee: Kompliment an Lehrer, Eltern (!) und Schüler für diese rundweg überzeugende musikalische Demonstration!
Tini Daumerlang (PNP)
Foto: Andrea Breinfalk