Shakespeare sorgt für große Bühne

Shakespeare 2025 8Die Scheinwerfer wurden justiert, ein letzter Textdurchlauf stand an und Nervosität lag in der Luft. Rollen mussten getauscht werden, weil jemand krank wurde, und Dialoge wurden überarbeitet, weil Szenen nicht perfekt funktionierten. Neue Ideen kamen und gingen, doch bei all dem hatte eine stets den Überblick: Stephanie Holly, die Leiterin des Oberstufentheaters. Sie war nicht nur Regisseurin, sondern auch Ruhepol, Motivatorin und kreative Kraft hinter einem Stück, das mehr war als eine Schulaufführung. Den Abend eröffnete Marie-Luise Täuber, stellvertretende Schulleitung des Auersperg-Gymnasiums. In ihrer Begrüßung betonte sie, wie sehr kreative Projekte wie dieses das Schulleben prägen und was es bedeutet, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Dann wurde es dunkel im Saal und es hieß: Bühne frei für das Oberstufentheater.

Mit einem tiefen Seufzer beginnt die Geschichte: „Shakespeare - Gerührt und nicht geschüttelt! “. Julia, verkörpert von Franziska Schubert, lässt sich erschöpft auf ihr Bett fallen. Umgeben von einem Schreibtisch, einem Bücherregal, das mit Shakespeare-Ausgaben gefüllt ist, und ihrem treuen Plüschtier, ist sie sichtlich genervt. Sie hat Sport geschwänzt, daraufhin eine Strafarbeit aufgebrummt bekommen und soll nun ausgerechnet über Shakespeare ein Referat halten. „Als ob das heute noch jemanden interessiert“, murmelt sie und wirft das Buch weit weg von sich. Das Publikum lacht, denn Franziskas Darstellung ist nicht nur überzeugend, sondern auch unglaublich gegenwärtig und spricht viele Jugendliche direkt an. Doch dann geschieht das Unfassbare als der Meister selbst erscheint. William Shakespeare, gespielt von Luisa Winter, betritt die Bühne in einem langen Mantel und einer Totenkopfkette, die zu leuchten beginnt, wenn er seine eigenen Werke zitiert. „Wenn die Seele bereit ist, sind es die Dinge auch“, sagt er, und mit diesen Worten beginnt eine fesselnde Reise durch Sprache, Drama, Liebe, Intrige und Komik. Franziska Schubert verkörperte die Hauptrolle der Julia mit einer Intensität, die das Publikum förmlich in ihren Bann zog. Sie bewegte sich mühelos zwischen Sarkasmus, Wut, jugendlicher Überheblichkeit und echter Verzweiflung und vermittelte jede Emotion mit glaubwürdiger Authentizität. Das Publikum lachte mit ihr, litt mit ihr und glaubte ihr jede einzelne Sekunde. Ihr Dialog mit „Shakespeare“ war immer schnell, pointiert und tiefgründig. Als Julia sich über Machtgier und Intrigen in seinen Stücken beschwerte, entgegnete der Dramatiker: „An sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu“. Das Besondere an dieser Inszenierung war, dass Julia nicht nur in Gedanken zwischen den Szenen springt, sondern tatsächlich mitten hinein. Mal beobachtet sie „Romeo und Julia“, mal steht sie zwischen Hexen aus Macbeth oder mitten in einem Wortgefecht aus „Der Widerspenstigen Zähmung“. Die Übergänge waren fließend, das Spieltempo rasant und der Humor Gold wert. Alessio, Julias Freund, gespielt von Adrian Heinrich, trug mit seiner Hipsterkleidung, seinem Selfiestick und seinen großen Sprüchen zur Unterhaltung bei. Das Publikum reagierte begeistert, als es schließlich zu einem wortwörtlichen Fechtduell zwischen ihm und Shakespeare kam. Was es aber wirklich außergewöhnlich machte, war die bemerkenswerte Fähigkeit des Ensembles, eine breite Palette von Charakteren zu verkörpern. Im Laufe des Abends schlüpften viele der Darstellerinnen und Darsteller mühelos in verschiedene Rollen, jede mit ihrer eigenen einzigartigen Tonlage und Persönlichkeit. Von düsteren Hexen und schwärmenden Elfen bis hin zu verzweifelten Liebenden und machtbesessenen Intriganten verliehen die Darsteller jeder Figur eine lebendige und unverwechselbare Farbe. Einer der kraftvollsten Momente der Aufführung war zweifellos die Auseinandersetzung mit den Themen Wahrheit und Liebe. Shakespeare selbst verkörperte diese Emotionen, als er die berühmten Worte sprach: „Lieb’ ist ein Rauch, den Seufzerdämpf’ erzeugt… Was ist sie sonst? Verständ’ge Raserei.“ Julia, mit Tränen in den Augen, erzählte von ihrer zerbrochenen Beziehung und vermittelte dem Publikum die Tiefe ihrer Emotionen. Am Ende des Stücks hatte Julia nicht nur ihre Präsentation abgeschlossen, sondern auch eine tiefere Wertschätzung für die Weisheit und die zeitlosen Themen, die in klassischen Geschichten verborgen sind, entwickelt. Doch kaum hatte sie eine Herausforderung gemeistert, stand schon die nächste vor der Tür: die bevorstehende Physikprüfung und die Komplexität von Einsteins Theorien. Der letzte Lacher gehörte dem Genie selbst, der von Michael Augustin als krönender Abschluss geseilt wurde. Nun blieb also offen, wie es mit Julia und ihrer nächsten Prüfung weiterging. Nach der Aufführung wandten sich die Darstellerinnen und Darsteller nochmal direkt an das Publikum und insbesondere an ihre Regisseurin. Unter Applaus drückten sie ihre Dankbarkeit aus und bezeichneten die Erfahrung als das Highlight ihrer Schulkarriere. Es war offensichtlich, dass Theater für diese jungen Menschen mehr ist als nur eine Pflichtveranstaltung im Schulkalender. Es bietet nämlich eine Plattform, auf der sie sich kreativ ausdrücken, über sich hinauswachsen und ihre Talente einem breiteren Publikum präsentieren können.

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