Einblicke in die JVA Straubing
Von Drohnenproblemen über improvisierte Tätowiermaschinen bis hin zu Theateraufführungen – ein vielfältiger Vortrag von Benjamin Schlegl von der JVA Straubing
Der Begriff Vortrag ist dabei fast unangebracht, phasenweise war der Besuch des studierten Kriminologen ein offener Dialog zwischen dem Referenten und den Schüler:innen der Klassen 11b und 11c, sodass die drei Unterrichtsstunden wie im Flug vergangen sind.
Herr Schlegl analysierte verschiedene Statistiken zum Thema Strafvollzug, wie z.B. die Kosten, die ein Gefangener pro Tag verursacht (ca. 150€), die häufigsten Inhaftierungsgründe, die Geschlechterverteilung unter den Gefangenen – mit dem Fazit, dass Haftstrafen „Männersache“ sind, aber in den letzten wenigen Jahren zunehmend mehr Frauen in den Strafvollzug kommen.
Er berichtete auch über den Alltag der Insassen, die in Straubing alle in Einzelzellen untergebracht sind, zum größten Teil einer Arbeit in einer der Gefängniswerkstätten nachgehen und dabei etwa 2€ pro Stunde verdienen. Etwas mehr als die Hälfte dieses Geldes muss als Überbrückungsgeld für die Zeit unmittelbar nach der Freilassung angespart werden.
Mit kurzweiligen Anekdoten und mitgebrachten Gegenständen wurden das Tagesgeschäft und Kuriositäten veranschaulicht. Eine mitgebrachte Maschine zum Tätowieren, die ein Häftling aus einem Elektrorasierer, einem Stabilo und einer Nadel bastelte, oder auch eine Stichwaffe, geformt aus einem Verband und einer Gabel zeigten anschaulich, dass die Kreativität der Verurteilten, aber auch die Gefahr, die von dieser ausgeht, nicht zu unterschätzen sind.
Unter den Gefangenen in Straubing befinden sich Mörder, Totschläger, Angehörige des organisierten Verbrechens und auch viele Sexualstraftäter, weshalb das Verbot der Pornografie besonders streng kontrolliert wird. Deswegen werden mittlerweile speziell auf seltene Erden trainierte Suchhunde eingesetzt, um Datenträger wie USB-Sticks aufzuspüren.
Ein sehr großes Problem stellen aktuell Drohnen dar. Viele der illegalen Gegenstände gelangen über die Luft in die JVA. Zwar ist es verboten, ein Gefängnis mit einer Drohne zu überfliegen, doch erst in den letzten Tagen kam es vermehrt vor, die Hintergründe konnten noch nicht herausgefunden werden. Nahezu beängstigend wirkt es, wenn man erfährt, dass erst kürzlich Beamte sogar auf dem Nachhauseweg verfolgt wurden.
Herrn Schlegl war es auch wichtig zu verdeutlichen, dass nicht nur Negatives hinter den Gefängnismauern passiert. So leitet er selbst eine Theatergruppe, man nimmt an Schachmeisterschaften teil (wobei man nur Heimspiele hat) und man resozialisiert auch Straftäter, die teilweise Jahrzehnte in Haft gesessen sind, so, dass sie wieder erfolgreich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.
Dg