Kontakt

Freudenhain 2,   94034 Passau

Tel.: +49 (0)851-379 328 50

E-Mail: info@freudenhain.de

Schulleiter: OStD Johannes Fuchs

Erreichbarkeit von Direktorat und Sekretariat in den Osterferien:

Mi 27.03. + 03.04.

10:00 - 12:00 Uhr

Suche

Osterferien
25 Mär 2024

Anna Rosmus besucht die 10. Klassen

Erinnern 1HPBesondere Gäste durften Stephanie Holly (links) und die SchülerInnen der 10. Klassen  am 8. 11. 2019 in Freudenhain begrüßen. Die Passauer Autorin Anna Rosmus (rechts) hatte bei ihren Recherchen zur Familie Schnabelmeier deren Enkel Robert Hess (2. v. li.) ausfindig  gemacht, der heute in New York lebt und zusammen mit seiner Ehefrau Ann (2. v. re.) nach Passau kam, um die Geschichtsforscherin kennenzulernen. Was es für einen Deutschen im Dritten Reich bedeutete, mit einer Jüdin verheiratet zu sein, veranschaulicht das Buch über die Familie Schnabelmeier, die aus der Nähe von Vilshofen stammt.

Foto: Passauer Neue Presse

 

Zur nähreren Information lesen Sie bitte den am 09.11.2019 in der Passauer Neuen Presse erschienenen Artikel von Annabella Angerer-Schneider:

 

"5000 Meilen für die Wahrheit"

Eine Familie sitzt vor dem Haus. Der kleine Enkelsohn spielt mit einem Ball, der Hund tollt, die Sonne strahlt. Das Bild wackelt und flimmert, der Schwarz-Weiß-Film stammt aus dem Jahre 1947. Es ist das erste Wiedersehen kurz nach dem Krieg. Die Jüdin Hildegard Schnabelmaier sitzt im Garten, umgeben von ihren Lieben, als wäre nichts geschehen. Sie und ihre drei Kinder haben den ZweitenWeltkrieg überlebt.
„Solche Aufnahmen sind weltweit vermutlich einzigartig“, erklärt Schriftstellerin Anna Rosmus den circa 60 Zehntklässlern im Auersperg-Gymnasium Passau-Freudenhain. Sie ist gekommen, um den Schülern die Geschichte der Vilshofener Familie Schnabelmaier zu erzählen. Und diese Geschichte beginnt mit Hildegard – kurz Hilde. Sie ist eine Tochter aus gutem Hause, auf einem Bild aus jungen Jahren blickt sie über die Schulter, das Haar in Wasserwellen, Perlenkette um den Hals und Pelz um die Schultern gelegt. Sie heiratet in Wien und bringt ihren ersten Sohn zur Welt, Friedrich Wilhelm Hess. Doch dann stirbt ihr Mann an der Krankheit Ruhr. Sie heiratet wieder, diesmal einen Grafen und wird zum zweiten Mal Witwe, als dieser sich erschießt. Mit Sohn und Tochter Elisabeth reist sie zu ihrer Schwiegermutter auf den Schullerhof, nahe Vilshofen.Und trifft dort auf den Hausarzt Dr.Heinrich Schnabelmaier.
Vor knapp 40 Jahren stieß die Autorin Anna Rosmus auf die ersten Eintragungen zu den Schnabelmaiers. Das war während ihrer Recherchen für einen Aufsatzwettbewerb über das Schicksal der Juden in Passau, der sie berühmt machen sollte. Seitdem arbeitete sie an einem Buch über die Familie, durchstöberte betriebliche, staatliche und städtische Archive in zehn Ländern, wälzte Todesanzeigen, Einbürgerungsdokumenteund sogar Passagierlisten von Schifffahrtsgesellschaften, um den Weg der historischen Persönlichkeiten nachzuverfolgen.
Dabei nahm die Autorin auch Kontakt zu den Nachfahren der Schnabelmaiers auf. Einer davon saß am Freitagvormittag in den Reihen der Gymnasiasten. Robert Hess ist ein Enkel von Hildegard Schnabelmeier. Er kam anlässlich der Veröffentlichung von „Geliebt, gehasst und fast vergessen: Die Schnabelmaiers in
Vilshofen“ aus seiner Heimatstadt New York nach Passau. „Ich kam 5000 Meilen hierher für dieWahrheit, um zu hören, was ich nie zuvor gehört habe.“ Erst als er 30 Jahre alt war, erfuhr Robert Hess, dass seine Großmutter Hilde Jüdin war. Später, dass sie ins KZ Theresienstadt transportiert werden sollte.Und einiges wird er
erst wissen, wenn er das Buch in den Händen hält.
Seine Großmutter heiratet 1929 den Chefarzt des Vilshofener Krankenhauses, doch das Eheglück währt nur kurz. Die Nationalsozialisten treiben die Verfolgung
von Juden voran und haben die Schnabelmaiers im Visier. Bald wird Heinrich Schnabelmaier – auch wenn selbst nicht von jüdischer Abstammung ist – vom Dienst suspendiert. Würde er sich scheiden lassen, bliebe er unbehelligt. Aber er steht zu seiner Frau und muss Besuche von Top-Nazis über sich ergehen lassen.
Auf einem Foto aus den 1940-er Jahren steht der Mann mit Brille in einerGruppe von Leuten, seine Frau Hilde ist nicht dabei. „Sie hat sich bei solchen Besuchen im
Haus versteckt, weil sie Angst vor der Deportation hatte“, erklärt Rosmus. Dann flieht das Ehepaar nach München, nur der jüngste Sohn – nach seinem Vater ebenfalls Heinz genannt – ist noch bei der Mutter. Die anderen beiden Kinder sind ausgereist. Heinrich Schnabelmaier gibsich als Patient im Krankenhaus Nymphenburg aus, sein Freund Dr. Carl Schindler lässt ihn dort unterschlüpfen. Hilde taucht unter, färbt sich die Haare undversteckt sich ein halbes Jahr lang
in unbewohnten, ausgebombten Wohnungen. „Sie war abhängig von Fremden, die ihr ein Stück Brot oder einen Apfel zustecken“, erzählt Rosmus. Dann endet der
Krieg.
„Es ist keine schlechte Geschichte“, wendet sich Robert Hess am Ende an die Schüler: „Alle haben überlebt.“ Bis heute versteht er das Schweigen nicht, das auch seine Eltern über die NS-Zeit breiteten. Ihm fällt es schwer, in Worte zu fassen, was er fühlte, als er von der Vergangenheit erfuhr. „Vorher war ,Schnabelmaier‘ nur
ein Name. Jetzt ist es ein besonderer Name für mich.“ Gemeinsam mit seiner Ehefrau will er den Friedhof besuchen, auf dem seine Großmutter begraben liegt und
die Orte, an denen sie gelebt hat. „Die Plätze zu sehen macht es real.“

BilerChildrenLeg og SpilAutobranchen