Festkonzert zum zehnjährigen Jubiläum der „Reiner und Elisabeth Kunze – Stiftung“ der Klavierklasse Slama, der Sängerin Julia Duscher und Elmar Slama

kunze zeitungVon Schönheit und Freiheit
Konzertlesung im Rathaussaal zum zehnjährigen Bestehen der Reiner und Elisabeth Kunze Stiftung

In einer Matinee haben Freunde, Weggefährten, Literatur- und Musikliebhaber gestern im Rathaussaal das zehnjährige Bestehen der Reiner und Elisabeth Kunze Stiftung gefeiert, die es sich zum Ziel gesetzt hat, mit Kunst und Dokumenten gegen alle Art ideologischer Verblendung einzustehen. Eilig waren noch Zusatzstühle angebaut worden, so groß war das Interesse an diesem Vormittag – eine Reverenz für diesen so sensiblen wie aufrichtigen Schriftsteller, der nach dem DDR-Berufsverbot in Erlau eine neue Heimat gefunden hat. Kunze, der wie kaum ein anderer Sprache zu Musik werden lässt, hatte Texte aus über 40 Jahren zusammengestellt, die um Komponisten und Interpreten kreisten, aber auch, wie im „Orgelkonzert“, die Macht der Musik gegen den „Terror im Geiste“ beschworen.
Diesem Terror, dem Kunze und seine Frau Elisabeth in der DDR selbst ausgesetzt waren, will deren Stiftung eine „Stätte der Zeitzeugenschaft und einen Ort des Schönen“ entgegen setzen, ein Ausstellungshaus, in dem ihre Erlebnisse für die Nachwelt festgehalten sind. Altlandrat Hanns Dorfner, Vorsitzender des Stiftungsrats, verwies darauf, dass inzwischen die DDR bereits von manchen Gruppen wieder glorifiziert werde. Umso wichtiger sei es, die Wahrheit zu archivieren und totalitären Tendenzen entgegenzutreten. Schönheit sei neben der Freiheit seine größte Sorge – mit diesem Camus-Zitat charakterisierten sowohl Dorfner als auch Kunzes Enkel Felix Wintsch dessen Kunst. Bewegend, weil zutiefst persönlich, waren die Dankesworte an den Großvater als Menschen, der ihm mit Weisheit und Lebenserfahrung geholfen habe, den richtigen Weg zu finden. „Freiheit ist ein Wert, den zu verteidigen es mit allen zur Verfügung stehenden demokratischen Mitteln lohnt“, dies hätten ihm seine Großeltern vermittelt. „Wir haben immer eine Wahl, / und sei‘s, uns denen nicht zu beugen, / die sie uns nahmen.“, zitierte er aus Kunzes „Vers zur Jahrtausendwende“. Fein abgestimmt auf die „musikalische“ Lyrik und Prosa Kunzes hatten Elmar Slama und seine Klavierschüler ihr Programm, das die Besucher, unter ihnen Bürgermeisterin Erika Träger, Ltd. Regierungsdirektor Klaus Froschhammer, Regierungspräsident Heinz Grunwald, Uni-Präsidentin Prof. Dr. Carola Jungwirth sowie der frühere Kultusminister Prof. Dr. Hans Maier, mit viel Beifall würdigten. Ludwig Rüther mit einem pointierten Haydn-Allegro, Elene Breinfalk mit einem innigen Brahms-Intermezzo und Lena Appel, die die vertrackten Rhythmen der Bartok-Tänze souverän meisterte, zeigten ihr großes Talent. Geradezu staunen macht die Entwicklung von Julia Duscher: die Sopranistin überzeugte mit Schubert- und Brahmsliedern. Kraftvoll-virtuos setzte Max Tien Fat Do mit Chopins Scherzo Nr. 2 den Schlussakkord unter einen Vormittag, der die Vision der Stifter von einem „Ort des Schönen“ in Wort und Musik Gestalt annehmen ließ.

Zeitung: Passauer Neue Presse, Lokalteil, 6. Juni 2016, Wolfgang Lampelsdorfer

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